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Bewegung hilft. Auch gegen Tumore.
Sport & Krebs

Über 200 große Beobachtungsstudien zeigen, dass Menschen, die viel Sport treiben und/oder sich regelmäßig bewegen, seltener an Krebs erkrankten, als Personen, die einen körperlich inaktiven Lebensstil führen. Wenn dennoch Krebs auftritt, haben Patient*innen, die vor ihrer Erkrankung regelmäßig Sport getrieben haben, nachweislich ein geringeres Rückfallrisiko.

Andere wichtige Faktoren, die ebenfalls auf das Krebsrisiko wirken (wie zum Beispiel Ernährung oder Rauchen) wurden dabei immer parallel betrachtet, um verzerrte Ergebnisse zu vermeiden. Da die verschiedenen Krebsarten sehr unterschiedlich entstehen, ist ein krebsspezifischer Blick auf den Zusammenhang zwischen Bewegung und der Entstehung von Krebs unabdingbar. Das Ausmaß der relativen Risikosenkungen variiert bei den verschiedenen Krebsarten zwischen 0 und 30 Prozent. Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 15 Prozent aller Krebsfälle in Europa durch hinreichende körperliche Aktivität vermieden werden könnten. Damit weisen Sport und Bewegung als veränderbare Lebensstilfaktoren ein substanzielles Potenzial für die bevölkerungsbezogene Krebsprävention auf.

Gegenwärtige Empfehlungen legen nahe, täglich mindestens 30 bis 60 Minuten moderat körperlich aktiv zu sein. Moderat entspricht dabei zum Beispiel sehr zügigem Gehen, allerdings kann prinzipiell auch jede andere Sport-/ Bewegungsart gewählt werden. Zudem zeigte sich, dass selbst Menschen, die erst in späteren Lebensjahren aktiv wurden, ein verringertes Krebsrisiko im Vergleich zu inaktiv gebliebenen Gleichaltrigen haben.

Es ist also nie zu spät, aktiv zu werden!

Quelle: Broschüre „Sport, Bewegung und Krebs“ NCT Heidelberg, Krebsverband Baden-Württemberg

Mit Sport und Bewegung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen

In den letzten 10 Jahren wurde immer besser verstanden, dass individuell angepasstem Sport und Bewegung nach einer Krebsdiagnose eine wichtige Rolle als Begleittherapie zukommen sollte.

So gilt es als nachgewiesen, dass körperliche Bewegung in fast allen Stadien einer Krebserkrankung – nach vorheriger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt*Ärztin und unter Betreuung ausgebildeter Sport-/Physiotherapeut*innen – möglich, sicher und sogar empfehlenswert ist.

Wissenschaftliche Studien mit hohem Evidenzniveau (kontrollierte und randomisierte Studien) deuten darauf hin, dass krankheits- und therapiebedingte Symptome wie Fatigue, Schlafstörungen oder depressive Stimmungslagen durch regelmäßige körperliche Bewegung positiv beeinflussbar sind. Diese Symptome schränken, teilweise jahrelang, die Lebensqualität der Patient*innen auch nach Abschluss der Therapie nennenswert ein. Darüber hinaus sind weitere nebenwirkungsspezifische Effekte durch Sport- und Bewegungstherapie bekannt, bspw. bei Polyneuropathie oder Inkontinenz.

Wichtig sind zudem die positiven Einflüsse auf die körperliche Leistungsfähigkeit, welche sich häufig krankheits- oder therapiebedingt im Laufe der Behandlung verschlechtert. Dies ist besonders relevant für den Alltag, da dann häufig schon das Treppensteigen, das Tragen schwerer Dinge oder auch längere Wege zu Fuß schwerfallen. Mit körperlicher Bewegung/Training kann hier sowohl während als auch nach der Krebsbehandlung entgegengewirkt werden. So kann die Ausdauer und Muskelkraft erhalten oder auch verbessert werden und Dinge des täglichen Lebens gelingen mit deutlich weniger Anstrengung bzw. sind überhaupt zu bewältigen. Studien berichten zudem, dass das Sturzrisiko sinkt.

Weitere Untersuchungen sehen zudem vorteilhafte Effekte durch Sport- und Bewegungstherapie mit Blick auf die Knochendichte (Osteoporoserisiko), leicht bis mittel schwer ausgeprägte Lymphödeme oder die Anzahl der benötigten Bluttransfusionen.

Immer wieder stellt sich auch die Frage, ob und inwieweit regelmäßiger Sport und/oder Bewegung Einfluss auf die Prognose der Erkrankung haben. Bislang liegen für die sogenannte krankheitsspezifische Sterblichkeit und die Gesamtsterblichkeit noch keine kontrollierten- Studien vor. Allerdings haben große Beobachtungsstudien Risikoreduktionen durch regelmäßige körperliche Aktivität für Brust-, Darm- und Prostatakrebs gezeigt. Eine Übersichtsarbeit zu Daten von über 12.100 nicht metastasierten Brustkrebspatientinnen berichtete, dass körperliche Aktivität nach Diagnosestellung die Gesamtmortalität um 41 Prozent und die krebsspezifische Sterblichkeit um 34 Prozent reduziert. Für diese Risikoreduktionen ist mindestens ein Aktivitätsniveau zu erreichen, das dem Energieverbrauch von 3 Stunden zügigem Walking pro Woche entspricht.

Beim Darmkrebs belegen die bislang vorliegenden Studien, relative Risikoreduktionen von bis zu 61 Prozent für die krebsspezifische Sterblichkeit und von 57 Prozent für die Gesamtsterblichkeit, wenn die körperlich aktivsten Patient*innen der beobachteten Gruppe mit den inaktivsten verglichen wurden. Die minimal erforderliche körperliche Aktivität lag allerdings doppelt so hoch wie bei den Studien zu Brustkrebs. Die Risikoreduktionen wurden primär für Tumoren der Stadien II und III gefunden. Eine aktuelle Publikation auf dem Gebiet legt aber auch das Potential von körperlicher Aktivität im Hinblick auf das rezidivierte Kolonkarzinom nahe. Ein Vergleich zwischen der körperlich inaktivsten und aktivsten Gruppe offenbarte eine relative Risikoreduktion von 29 Prozent zu Gunsten der aktiven Gruppe.

Auch für Prostatakarzinom-Patienten liegen erste Studien vor, die eine relative Risikoreduktion der Gesamtmortalität um 49 Prozent sowie eine 61 Prozent niedrigere krebsspezifische Sterblichkeit beobachten konnten. Dabei wurden Patienten, die mehr als 3 Stunden pro Woche anstrengende körperliche Aktivität betrieben, mit denen verglichen, die weniger als eine Stunde betrieben. Die stärksten Effekte zeigten sich für Patienten, die sowohl vor als auch nach der Diagnose körperlich aktiv waren.

Vergleichbare Ergebnisse für andere Krebserkrankungen liegen derzeit nicht vor, sind aber Gegenstand derzeitiger Forschungsbemühungen. Bei der Bewertung der bisher vorliegenden Evidenz für alle Krebsarten ist zu berücksichtigen, dass Beobachtungsstudien nur bedingt Aussagen zur Kausalität liefern können. So ist die Rolle, die körperliche Aktivität im beobachteten Zusammenhang zwischen Prognose und körperlicher Aktivität spielt, bislang unzureichend geklärt. Ist sie Ursache (= erhöhte körperliche Aktivität verbesserte die Prognose) oder Resultat (= Patient*innen mit einer schlechteren Prognose bewegen sich weniger)? Derzeit werden kontrollierte, randomisierte Studien durchgeführt, die Antworten zu diesen Fragen geben können.

(Quelle: Broschüre „Sport, Bewegung und Krebs“ NCT Heidelberg, Krebsverband Baden-Württemberg)

Zusammenfassung

  • Regelmäßige körperliche Aktivität ist in der Lage, zahlreichen Nebenwirkungen der Erkrankung und der Therapie entgegenzuwirken.
  • Untersuchungen sehen auch einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Prognose. Zukünftige Studien werden hierzu genauere Daten liefern.
  • Sport und Bewegung können das Risiko für einige Krebsarten senken. Dazu gehören die häufig auftretenden Krebsarten Darm-, Brust-, Prostata- und Lungenkrebs.
  • In Europa sind ca. 15 Prozent aller Krebserkrankungen auf Bewegungsmangel zurückzuführen.
  • Die biologischen Wirkmechanismen von Sport und Bewegung sind vielfältig und noch nicht hinreichend verstanden.

Ansprechpartner

Netzwerk OnkoAktiv

Beate Biazeck
Koordinatorin OnkoAktiv
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg
Tel.: 06221 564693
onkoaktiv@nct-heidelberg.de

Württembergischer Landessportbund "Sport nach Krebs"

Geschäftsbereich Sport und Gesellschaft
SpOrt Stuttgart
Fritz-Walter-Weg 19
70372 Stuttgart
Tel.: 0711 28077-174
sportnachkrebs@wlsb.de

Badischer Sportbund Nord und Freiburg "Sport nach Krebs"

Badischer Sportbund Nord e.V.
Postfach 15 80
76004 Karlsruhe
Tel.: 0721 1808-15
b.hirsch@badischer-sportbund.de

Badischer Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V.

Mühlstr. 68
76532 Baden-Baden
Tel.: 07221 396180
bbs@bbsbaden.de

Württembergischer Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V.

Fritz-Walter-Weg 19
70372 Stuttgart
Tel.: 0711 28077-620
info@wbrs-online.net

 

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